Echte akute Erkrankungen sind aus homöopathischer Sicht Krankheiten, die eine eindeutige Ursache haben, wie z. B. eine Lungenentzündung nach massiver Unterkühlung durch nasskaltes Wetter oder massive Übelkeit und Erbrechen nach verdorbenem Speisen etc.
Auch die epidemischen Krankheiten, von denen weite Teile der Bevölkerung erfasst werden und bei denen die Betroffenen alle sehr ähnliche Symptome ("genius epidemicus") aufweisen, werden wie eine akute Erkrankung behandelt.
Im Gegensatz dazu werden z. B. rezidivierende Mittelohrentzündungen oder rezidivierende Mandelentzündungen als Ausdruck einer chronischen Krankheitsdisposition gesehen, auch wenn Monate oder gar Jahre zwischen den einzelnen akuten Exacerbationen* liegen.
In dieser Unterscheidung der Erkrankungen liegt eine häufige Fehlerquelle auch bei der homöopathischen Behandlung: Wird jeweils nur die akute Symptomatik mit sog. "Akutmitteln" behandelt, dann mag man zwar im jeweiligen Fall auch schnell lindern können – die darunter liegende chronische Krankheit (s. dort) bleibt davon unberührt.
Deswegen ist es wichtig, dass man auch nach erfolgreicher Behandlung z. B. einer Otitis media (Mittelohrentzündung) mit einem Akutmittel versucht, aufgrund der Totalität der Symptome dieses Menschen ein sog. "Grundmittel" oder Konstitutionsmittel zu finden. Damit erst werden rezidivierende akute Beschwerden ihre Rezidivneigung verlieren und der Organismus als Ganzes gestärkt.
Erfolgreich kann die Homöopathie auch bei Krebs und bei chronischen Krankheiten eingesetzt werden.
* Exacerbation ist die deutliche Verschlechterung des Krankheitsbildes bei chronisch verlaufenden Erkrankungen